Auch nach der gestrigen EZB-Zentralratssitzung wurde keine Veränderung in der Geldmarktpolitik bekanntgegeben. Damit wird eine Leitzinserhöhung durch die Euro-Notenbank in 2010 immer unwahrscheinlicher. Das Dilemma für die Notenbanker wird gleichzeitig immer größer, da sie inzwischen nicht mehr nur die direkten Auswirkungen der Finanz- und Wirtschaftskrise bekämpfen, sondern sich auch immer mehr Sekundäreffekte zeigen, die in der Zinspolitik und in der Sicherung der Währungsstabilität eine Rolle spielen. Der gefährlichste Sekundäreffekt ergibt sich aus der dramatischen Verlagerung privater Schulden in die öffentlichen Haushalte. Auffanglösungen, Konjunkturpakete und Bankenrettungsmaßnahmen haben die Kreditblase aus dem privaten Sektor in kürzester Zeit in die Staatshaushalte verlagert. Wegbrechende Steuereinnahmen haben, aufgrund des Konjunktureinbruches, riesige Defizitlöcher verursacht, die jetzt finanziert werden müssen und die Schuldenquoten in den USA und Europa explodieren lassen. Das alles passiert zu Zeiten historisch tiefer Zinsen, was die aktuellen Finanzierungskosten noch erträglich erscheinen lässt. Was geschieht jedoch, wenn die Investoren höhere Risikoaufschläge für ihre Anlagen in Staatsanleihen fordern? Einen Vorgeschmack darauf bietet derzeit Griechenland. Nach kurzer Entspannung geht die Demontage weiter. Rund 7,5 % muss Griechenland inzwischen für 10-jährige Staatsanleihen zahlen. Mehr als doppelt so viel wie Deutschland und vergleichbar mit Unternehmen ganz schwacher Bonität.